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Sighard Neckel

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Sighard Neckel (born 1956) is professor of sociology at Frankfurt University and member of the College of the Institute for Social Research in Frankfurt. He studied sociology, philosophy and law at Bielefeld University and the Free University of Berlin. After obtaining a degree in sociology in Berlin in 1983, he was employed as assistant at the Institute of Sociology at the Free University of Berlin, where he completed his PhD in 1990, continuing working there until 1997 with an interval as visiting professor at Duke University in North Carolina (USA) in 1994. In 1997 he qualified as a professor of sociology at the University of Siegen where he was given a chair in the same year. He subsequently had chairs in Wuppertal, Gießen and Vienna, taking his current chair in Frankfurt in autumn 2011. His research work focuses mainly on the sociology of economics, the sociology of emotions, cultural studies, the sociology of knowledge and sociological ethnography.

Selected Publications

Refeudalisierung der Ökonomie. Zum Strukturwandel kapitalistischer Wirtschaft, MPIfG Working Paper 10/6, Köln (2010)

Strukturierte Verantwortungslosigkeit. Berichte aus der Bankenwelt, Suhrkamp, Berlin (mit Claudia Honegger/Chantal Magnin) (2010)

Kapitalistischer Realismus. Von der Kunstaktion zur Gesellschaftskritik, Campus, Frankfurt/M., New York (Hrsg.) (2010)

Flucht nach vorn. Die Erfolgskultur der Marktgesellschaft, Campus, Frankfurt am Main (2008)

Politisierter Konsum - konsumierte Politik, VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden (mit Joern Lamla) (2006)

Selected Quotations

"Na ja, wir können sagen, dass sich das Bild des Unternehmerischen sehr verändert hat. Wir finden in der klassischen Industriegesellschaft den Unternehmer, der paternalistisch wie ein Vater seine Untergebenen regierte und der für das Wohl seiner Beschäftigten versuchte zu sorgen [...]. Und wir haben heute eben den globalen Investor, der auf den Finanzmärkten tätig ist und der sein Geld sofort zurückzieht, wenn das Risiko zu groß ist, und der sich unter anderem auch deswegen vom klassischen Unternehmer des bürgerlichen Zeitalters unterscheidet, weil er für sein wirtschaftliches Handeln kein eigenes Risiko mehr trägt. Das Risiko, wie wir alle in den letzten Jahren gesehen haben bei Finanztransaktionen, bei Finanzspekulationen, wird an Dritte übergeben, an die Steuerzahler, die dann die Ausfallbürgschaften zu übernehmen haben. Und diesen Wandel sprechen wir unter anderem an, wenn wir davon reden, dass es durch den Finanzmarktkapitalismus neue Oberschichten gibt, die so etwas wie aristokratische Privilegien in der Gegenwart genießen, nämlich eine unvergleichbar andere Lebensform, unvergleichbar hohe Einkünfte, die sich jeder Vergleichbarkeit gegenüber anderen Einkünften entziehen. Wenn die Topmanager von Hedgefonds und der Finanzindustrie über das 350-Fache der durchschnittlichen Monatseinkommen von Beschäftigten verdienen, dann hat das mit einem bürgerlichen Wettbewerb und Marktprinzip nichts mehr zu tun, dann haben wir tatsächlich eine entrückte Oberklasse, die sich aus dem bürgerlichen Zeitalter der Vergleichbarkeit eigentlich verabschiedet hat."
Interview: "Herkunft spielt stärkere Rolle für sozialen Aufstieg als vor 30 bis 40 Jahren"

"Wir brauchen eine ethische Rückbindung ökonomischen Handelns. Und genau dies fordern soziale Bewegungen und die Öffentlichkeit heute ja ein. Wenn etwa kritisiert wird, dass sich finanzielle Gewinne von Leistungen völlig entkoppelt haben, verteidigt die moderne Gesellschaft nichts weiter als ihre eigene normative Geschäftsgrundlage."
Interview: "Gestatten, mein Name ist Geldadel"

"Denn mehr noch, als dass der Konsumkapitalismus dauerhaft die Vorstellung entkräftet hat, dass allein im Jenseits Entlohnung für Anstrengung und Verzicht zu erhalten sei, stellt sich in soziologischer Hinsicht die Frage, wer heute eigentlich die Rolle jener sozialen Schichten einnehmen soll, die einst die Maximen des bürgerlichen „Sparkapitalismus" (Dahrendorf) getragen haben. Die historische Verbindung von Kapitalismus und Bürgerlichkeit gelangt im 21. Jahrhundert offenbar an ein Ende. Längst hat sich im Wirtschaftsleben ein Neofeudalismus der Begüterten ausgebreitet, der in seinem Hang zur Verschwendung ganz und gar unbürgerlich ist. Mit dem Absterben des Familienkapitalismus scheint auch eine bestimmte Sittlichkeit verloren gegangen zu sein, deren Ideal Max Weber in seiner These vom protestantischen Geist des Kapitalismus einst bündig formuliert hatte."
In: Refeudalisierung der Ökonomie. Zum Strukturwandel kapitalistischer Wirtschaft, MPIfG Working Paper 10/6, Köln (2010)